Weltbuchverlag Jubelzone

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Jubelzone: Geschichten aus der Zeit des Kalten Krieges bis in die Gegenwart

Der ehemalige deutsche Bundeskanzler Willy Brandt hat dem Autor Jozef Banás im Jahre 1990 in Wien gesagt: „Die Vergangenheit von jedem erkennen Sie daran, wie er sich heute verhält.“ Wer also während der totalitären Zeit anständig war, der ist auch jetzt anständig, wer schon damals unanständig war, bei dem ist es auch heute nicht anders.

Viele Szenen der »Jubelzone« lesen sich wie ein Geschichtsbuch. In knappen Szenen lässt der Autor Politiker, Militärs, Geheimdienstler zu Wort kommen, wie sie historischer Entscheidungen vorbereiten und treffen. Das beginnt im Moskauer Kreml beim Abwägen des Für und Wider beim Einmarsch der Warschauer-Pakt-Truppen 1968 in die Tschechoslowakei und endet bei der Entmachtung von Gorbatschow und dem Zerfall der Sowjetunion. Überdies fesselt das Buch mit der Wiedergabe von Begebenheiten aus dem diplomatischen Alltag, wie sie nur jemand beschreiben kann, der dabei gewesen ist. Die Protagonisten des Buches sind verwoben mit Ereignissen wie die Studentenunruhen in West-Berlin, der RAF-Terror in Westdeutschland, Willy Brandts Kniefall in Warschau, dem Rückzug der Roten Armee aus Afghanistan, die friedliche Revolution in der DDR, die »samtene« in der Tschechoslowakei und der Fall der Berliner Mauer. Jozef, Sascha, Thomas und die anderen in dem Buch sind keine Heldengestalten.

Sie erleben die Ohnmacht des Individuums in totalitären Gesellschaften. Sie leiden unter Korruption, Misswirtschaft und der Unfähigkeit von Funktionären. Sie begehen Irrtümer und brauchen lange, um Lügen und Propagandabilder zu durchschauen. Sie sind der Versuchung ausgesetzt, Geheimdiensten ins Netz zu gehen und Verrat an Mitmenschen zu üben. Und sie fühlen sich gedemütigt, wenn sie um einiger Vorteile willen Kompromisse eingehen. Aber sie haben nie den Willen aufgegeben, anständig zu bleiben und nicht dem Beispiel der vielen »Wendehälse« nachzueifern, die nach der Umwälzung in post-sozialistischen Staaten skrupellos an ihren Karrieren arbeiteten. „Jetzt reden wir schon seit zwei Tagen“, lässt der Autor seine Romanfigur Jozef zu seinem Freund Thomas sagen. Sie hatten sich, bedingt durch die Wirren der europäischen Teilung, fast vier Jahrzehnte nicht gesehen. „Aber wie soll man in zwei Tagen die ganze Geschichte Mitteleuropas durcharbeiten.“ Was sein anderes Ich im Buch für unmöglich hält, ist dem Autor auf lesenswerten 488 Seiten gelungen.

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